Blues im Blut

bluescombo

Der Blues erzählt die unterschiedlichsten Geschichten, dass beispielsweise ein Krieg ausbricht, dass irgendwo weit weg ein Fluß über die Ufer trat oder ein Tanzschuppen abbrannte. Themen wie beispielsweise Geldnöte, Naturkatastrophen, Liebeskummer bis zum Heimweh werden angesprochen. Die Texte des Blues, die auf die afrikanische Tradition der sog. Spottlieder zurückgehen, tragen eine Botschaft. Piet Klocke philosophierte einmal „Das Leben ist wie Bluesmusik: Ohne Text wissen die anderen nicht, worunter du leidest.„.

Es gibt ausgesprochen humorvolle Bluessongs, andere voller wehmütiger Klage; Blues zum Tanzen und für fröhliche Partys, Songs über Liebe und Betrug, Fortgehen oder Bleiben – eigentlich über jedes nur denkbare Thema des menschlichen Alltags.

Meist handelt es sich bei den Texten des Blues um Frage-und Antwortspiele: Jemand stellt eine Frage und wirft ein Problem auf (Anrufung) und ein anderer hilft bei der Lösung (Antwort), indem er dem Fragenden Hoffnung macht.

Durch dieses Frage- und Antwortspiel erhielt der Blues eine Lebensnähe. Der Wechsel der Spannung, die eine Frage aufwirft und die folgende erlösende Entspannung, die einem die Antwort gibt, macht die Stärke des Blues aus. Musikalisch wird dieser Spannungswechsel oft durch den Wechsel von Moll nach Dur vollzogen.

 

Die Interpretation machts

Das Wort Blues bezeichnet ursprünglich einen depressiven Gemütszustand, woraus sich auch das blues feeling ableitet. Der Blues entstand in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts in den Südstaaten der USA. Er ist Volksmusik. Seine Wurzeln hat der Blues in Afrika. Bestimmte afrikanische Instrumente könnten Vorläufer amerikanischer Instrument, beispielsweise des Banjos, sein. Selbst stimmliche, instrumentale und rhythmische Parallelen sind hier wie dort vorhanden – ein gewisses Schreien, eine bestimmte Art, Instrumente wie eine menschliche Stimme klingen zu lassen, spezielle rhythmische Akzentuierungen – all dies scheint in abgeschwächter Form auch im Blues und Jazz vorhanden.

In den vierziger Jahren traten Sänger wie T-Bone Walker und Louis Jordan mit Big Bands oder Ensembles in der Besetzung E-Gitarre, Akustikbaß, Schlagzeug und Saxophon auf. Nach 1950 verwendeten B. B. King, Ray Charles und andere verbesserte E-Gitarren und elektronische Bässe; Blechblasinstrumente ersetzten oft die Saxophone. Auch die elektronische Orgel wurde öfter mit einbezogen.

Den Durchbruch schaffte B.B.King – der Sohn armer Plantagenarbeiter im Mississippi-Delta Ende der 60er Jahre mit der Erfolgsnummer „The Thrill Is Gone“. 1987 erhielt er den Grammy für sein Lebenswerk. Sein Markenzeichen war sein kraftvoller Anschlag aus dem Handgelenk oder die langen Läufe, die seine Gibson zum Jauchzen brachten. Der einstige „Blues Boy“, was zu seinem Namen „B.B.“ führte, bekam vier Ehrendoktorwürden verliehen. (AA 16.09.10)

Einer der wichtigsten Bluesgitarristen in der zweiten Hälte des 20. Jahrhunderts war John Lee Hooker. Von ihm haben die meisten Bluesgitarristen der Gegenwart gelernt.

Später wurde der Blues von weißen Sängern übernommen, die ihn aber noch lange nicht so interpretieren konnten, wie die schwarzen Sänger.

 

Urahn des Blues

Video: Jim Hession / Memphis Blues / W.C. Handy

Bandleader W.C.Handy erinnert sich in seiner Autobiographie, dass er bereits im ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts auf Bluessongs stieß: „Ein dünner, schlaksiger Neger zupfte auf seiner Gitarre herum …“ Der unbekannte Sänger sang nur eine einzige Zeile und wiederholte sie immer und immer wieder. Vieles deutet darauf hin, dass der erste Blues tatsächlich so aufgebaut war.

Der legendäre Gitarren-Virtuose Robert Johnson zählt zu den „Urahnen“ des Blues. Unter den knapp 30 Aufnahmen, die von ihm existieren, befinden sich Klassiker wie beispielsweise „Me and the devil blues“ oder „Hell Hound On My Trail„. Johnson trug zu einem völlig neuen Sound bei und beeinflusste Musiker wie beispielsweise Eric Clapton oder die Rolling Stones. Er starb 1938 im Alter von nur 25 Jahren unter mysteriösen Umständen (angeblich an vergiftetem Whiskey). Johnsons Grab liegt an der Little Zion Church und ist die meistbesuchte Blues-Attraktion in der ganzen Stadt. Bunte Perlenketten schmücken das Grab, eine Flasche Gin steht neben dem Stein.

Ob Robert Johnson, John Lee Hooker oder Muddy Waters: Sie alle kamen aus dem Nordwesten des US-Bundesstaates Mississippi. Die Region heißt „Delta“ – eine flache Landschaft voller Baumwollplantagen und Armut. Der Mississippi ist hier hinter hohen Deichen versteckt.

 

Die Geburtsstätte des Blues

Musikfans pilgern auf den Spuren ihrer Idole nach Clarksdale. „Clarksdale und Umgebung ist die ärmste Region im ärmsten Staat der USA“, sagt Panny Mayfield, eine Blues Fotografin aus dem Ort. Rund um die Stadt liegen große Mais- und Baumwollplantagen, immer wieder unterbrochen von Kapellen der „Missionary Baptist Church“.

Zum Feiern kamen die Arbeiter einst am Wochenende nach Clarksdale. Abends standen 400 bis 500 Menschen zwischen den Holzhäusern und hörten den Musikern zu. Das Leben war hart in den 1920er Jahren und es gab damals keine andere Unterhaltung. Überall gibt es Bars und Cafes, in denen Gitarren und Schlagzeuge strapaziert werden. Zu den bekanntesten Treffpunkten zählt der „Ground Zero Club„. Die Definition von ‚Ground Zero‘ ist ‚Der Ort, an dem etwas beginnt‘.

Wer mehr über die Geschichte des Delta-Blues erfahren will, kann das Deltablues-Museum besuchen. Hier findet man zum Beispiel die Reste der Holzhütte, in der Muddy Waters seine Kindheit verbrachte. Sie stand einst am Rand einer Plantage in der Nahe von Clarksdale und wurde 1987 von einem Tornado beschädigt.

Das könnte Dir auch gefallen...