Grand Prix

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Der „Eurovision Song Contest“ (ESC) ist einer der musikalischen Höhepunkte eines jeden Jahres. Bis 1966 hieß dieser Songwettbewerb noch Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne. Seit 1956 wird der Wettbewerb jährlich veranstaltet. Grundsätzlich können alle Mitgliedsländer der Europäischen Rundfunkunion (EBU) teilnehmen, wozu – im ersten Augenblick überraschend – auch einige Radio- und Fernsehstationen asiatischer und afrikanischer Staaten gehören. (Eurovision Song Contest: Demnächst mit dem Irak?)

Die erste Siegerin hieß Lys Assia mit dem Titel „Refrain“.

Video: ESC-Schweiz Lys Assia – Refrain (1956)

 

Mehr als einmal nahm Deutschland mit Songs am Wettbewerb teil, die zwar nicht gewannen, jedoch zu einem Riesenhit wurden. Joy Fleming beispielsweise vertrat im Jahr 1975 Deutschland beim Grand Prix mit dem Song „Ein Lied kann eine Brücke sein“. Sie kam nur auf den 17.Platz von 19 Teilnehmern, obwohl der Song stimmlich und musikalisch überzeugte, wie wenige.

Erfolgreiche „Ohrwürmer“, die den Grand Prix fast sogar gewonnen hätten, stammen von Katja Ebstein: Im Jahr 1970 nahm sie mit „Wunder gibt es immer wieder“ am Grand Prix teil und belegte einen erfolgreichen dritten Platz. Zehn Jahre später – im Jahr 1980 – erreichte Katja mit der Ralph Siegel-Komposition „Theater, Theater“ sogar den zweiten Platz.

„Germany, twelve points!“ Diese Worte, die das Herz eines Grand-Prix-Fans höher schlagen lassen, hörte der deutsche Fan in den vergangenen Jahren selten bis gar nicht. Die deutschen Teilnehmer kamen einfach nicht über hintere Plätze hinaus. Ich nenne nur Corinna May (2002, 21.Platz), Gracia (2005, 24.Platz), Texas Lightning (2006, 15.Platz) oder Roger Cicero (2007, 19.Platz).

 

28 Jahren nach Nicole …

Der deutsche Kommentator Peter Urban bekundete in der Talkshow „Markus Lanz“, er sei schockiert gewesen, weil er so viele Jahre keine 12 Punkte mehr mitteilen konnte. Man merkte ihm dies auch in Kommentaren an: „Ich glaub, mich tritt ein Pferd“. Ihm bereitete es sichtlich Spaß, die erlangten Punkte zu zählen .

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Kurz nach Mitternacht stand die Sensation fest: 28 Jahre nach dem Sieg von Nicole mit „Ein bisschen Frieden“ begeisterte wieder ein deutsches Mädchen Europa. Sie ließ die Konkurrenz weit hinter sich und gewann sensationell das Finale des ESC. Lena setzte sich gegen 24 Mitbewerber durch und siegte mit unglaublichen 246 Punkten vor den Teilnehmern aus der Türkei (170) und Rumänien (162). „Das war definitiv nicht zu erwarten. Ich bin völlig fertig“, hatte die überwältigte Lena nach dem Finale in Oslo erklärt. Neben vielen anderen gratulierte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Lena ist ein wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschlands.

Fast 15 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten allein in Deutschland die Show aus Oslo. Weltweit waren es nach Schätzungen mindestens 125 Millionen. Lena hat es tatsächlich geschafft, dass Europa sie innerhalb von nur 4 Minuten in ihr Herz geschlossen hat. Sie hat alle Nörgler und Schlauköpfe, die sich über ihren merkwürdigen Akzent aufregten, eines Besseren belehrt. Denn lange Zeit wurde sie in der Presse mit bissigen Kommentaren überschüttet, die sie günstigenfalls im Mittelfeld sahen. Ihr „Satellite“ brauche ein paar Wiederholungen, um in die Ohrwurm-Umlaufbahn zu gelangen: Ein kurzer Auftritt könnte nicht genügen, um beispielsweise die letzten zu überzeugen. Weit gefehlt. Sie hat erreicht, dass deutsche Fans den Spaß am GrandPrix wiederentdeckten. So viel lockere Fröhlichkeit gab es zuletzt vor mehr als einem Jahrzehnt, als Guildo Horn Deutschland vertrat. Nun kann man Stefan Raab als den „Retter des Grand Prix“ ansehen. Er bewies das Gespür für „Unseren Star für Oslo“. Sensationell. Ich gebe auch zu, dass ich nicht mit dieser Sensation gerechnet habe.

Das Komponistenteam

„Ralph Siegel ist noch immer der einzige deutsche Komponist, der den ESC je gewonnen hat“, sagt Ralph Siegel – gratuliert Lena und stänkert…. Zu Anfang war der Eurovision Song Contest tatsächlich ein Komponistenwettbewerb – so gesehen sind die Sieger des Wettbewerbs von Oslo die Komponisten des Songs die Amerikanerin Julie Frost und der Däne John Gordon. Sie haben den Song „Satellite“ bereits vor drei Jahren während eines Treffens komponiert.

Während dem Dänen John Gordon der Eurovision Song Contest ein Begriff gewesen sein müsste, gab Julie Frost zu, noch nie etwas von diesem europäischen Gesangswettbewerb gehört zu haben. In Oslo zeigte sie sich begeistert von der Stimmung bei dem grenzüberschreitenden Sangeswettbewerb.

Julie Frost arbeitet für das amerikanische Unternehmen „Redzone Entertainment„, eine Agentur in Atlanta, die seit 1995 für Künstler wie beispielsweise Pink, Britney Spears, Rihanna oder Justin Bieber Songs komponiert und produziert.

Die Autoren beschreiben ihr Werk als „ein übersprudelndes, einfaches und süßes Lied mit einem lustigen Text, das aus drei Akkorden besteht“. Die Texterin Julie Frost erklärt, dass es um all die verrückten und geheimen Dinge gehe, die ein Mädchen tue und fühle, wenn es verliebt ist. Ein Mann kann ihr das Gefühl geben, zur gleichen Zeit glücklich, verstört und hilflos zu sein.“

Normalerweise seien Texter und Autoren empfindlich, wenn ihre Lieder anders interpretiert werden, erzählte Julie Frost. „Mit gefällt Lenas Version sogar besser als meine“, sagte sie. Lena heimste vom Komponisten großes Lob ein. „Satellite“ ist nicht eigens für Lena oder für den „Star für Oslo“ komponiert worden. In einem Interview bei „Markus Lanz“ sagte John Gordon, der Song sei von Anfang an etwa in dem Tempo von Lenas Version geplant.  Zweifellos passt das Uptempo des Songs zu Lenas Image.

Video: Lena Meyer-Landrut – Julie Frost singt Satellite live

Eine kleine Analyse

Jetzt nehmen wir den Song textlich und kompositorisch unter die Lupe

Video: Satellite – Unter die Lupe genommen

Man hört, dass für die Uptempo-Version von Lena die Harmonien vereinfacht worden sind. Aber es ist doch dieser Rhythmus, der die Melodielinien gewissermaßen vorwärtspeitscht. Hört man den Song, „kribbelt“ es dem Zuhörer unweigerlich in den Tanzbeinen.

 

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