Faule Früchte

Vergammeltes Obst findet man durchaus mal in seinem Vorratsschrank. Aber keiner ist gewiss auf die Idee gekommen, sie als Musikinstrumente einzusetzen.

obstmuell100_v-tlarge169_w-600_zc-be147c57

Karl Heinz Jeron ist ein Elektronikkünstler, der eben genau verrottendes Obst und Gemüse aus Supermarktabfällen einsetzt, um Musik zu machen. Er habe gelesen, dass eine britische Supermarktkette 40 Prozent der Frischware abends wegwirft, weil sie denken, dass es nicht mehr hübsch genug aussieht. Übrigens gehen Schätzungen für Deutschland von ähnlichen Größenordnungen aus.

Das Projekt sei ein Statement gegen Lebensmittelverschwendung, sagte Jeron bei einer Aufführung seines Konzertes „Fresh Music For Rotten Vegetables“ in Münster.

Jerons Orchester bestand aus 36 angedetschten Äpfeln und einem halben Dutzend Kartoffeln. Sie waren durch verlötete Kabel und eine irrlichternd gelb blinkende Konstruktion verbunden. Die Fruchtsäure der Äpfel greift das Metall an, das liefert Batterieenergie. Das Ergebnis ist schwer planbar. „Eben habe ich einen der Äpfel gemessen, er hatte neun Volt.“‚ Die Musik, die das Zusammenspiel mit Transistor und Kondensator ergibt, hört sich nach UrTechno, Geigerzähler und dem Summen eines Waffenkontrollgeräts an. Je tiefer man mit einer Nadel in die Kartoffel sticht, desto tiefer wird der Ton.

In seinen Workshops lässt Karl Heinz Jeron seine Mitstreiter in Märkte gehen und „Instrumente“ holen. „Das ist schon eine Hürde“, sagte Jeron. „Man muss sich das erst einmal trauen, zum Filialleiter zu gehen und zu sagen: ,Wir wissen, Sie haben im Hinterhof tonnenweise altes Zeugs.“

Jetzt sehen wir den Inhalt unseres Gemüsefaches im Kühlschrank gewiss mit anderen Augen…

Weblinks

Das könnte Dir auch gefallen...

Schreibe einen Kommentar